Die deanGruppe beteiligt sich aktiv am EU-Projekt „Life Eurokite“, das sich den grenzüberschreitenden Schutz des Rotmilans in Europa zum Ziel gesetzt hat. Im Rahmen unseres Beitrags wurden im Windpark Wendenborstel, Landkreis Nienburg, vor Ort Rotmilane mit Sendern ausgestattet, (siehe News vom 5. September 2022).
Anfang Oktober fand nun die Life Eurokite-Zwischenkonferenz in Halberstadt (Deutschland) statt. Zusammen mit Projekt- und Kooperationspartnern wurden bei dieser Tagung Zwischenergebnisse präsentiert und Erfahrungen ausgetauscht.
Die Aufzeichnungen der Konferenz stehen als youtube-Video zur Verfügung und können über die Life Eurokite-Homepage verfolgt werden, siehe unten.
Hier einige Ergebnisse in Kürze. (Danke für die Zusammenfassung an Joachim Steinmetz von der Klimaschutzagentur Region Hannover):
„In dem Forschungsprojekt wurden europaweit mittlerweile über 2.600 Rotmilane besendert, mit dem Ziel, Zeitpunkt, Ort, und Umstände des Todes und damit die Todesursache genau zu ermitteln. Die Sender übermitteln präzise Positionsdaten und andere Werte im Sekundentakt und liefern eine gigantische Datenbasis für Auswertungen, auch zu anderen Fragestellungen.
Folgende Veröffentlichungen sind geplant:
- Todesursachen: Ende 2023
- Flugverhalten in Windparks: Ende 2024
- Effekt von Abstandsradien um Brutplätze: Ende 2024
Die Ergebnisse dieser Studie sind für die Windenergie von hohem Interesse - wegen der weiten Verbreitung des Rotmilans in Deutschland, der relativ hohen Zahl von Totfunden im Umfeld von Windenergieanlagen bei dieser Art und der daraus resultierenden Schutzbestimmungen und Einschränkungen für Windenergieprojekte.
Auf der Zwischentagung präsentierte Projektkoordinator Rainer Raab den Zwischenstand zu den Todesursachen. Bis Ende 2022 konnte europaweit in 873 Fällen die Todesursache besenderter Rotmilane eindeutig bestimmt werden. Kollisionen mit Windenergieanlagen (WEA) machen davon nur 3% aus und rangieren damit an achter Stelle der Todesursachen. Die wichtigsten Todesursachen sind Prädation (Tötung durch Nahrungsfeinde wie andere Greifvögel, Waschbären etc.; 34%), Vergiftung (18%) und Straßenverkehr (8%), gefolgt von Stromleitungen (6%), Abschuss (6%), Schienenverkehr (3%) und Krankheiten (3%).
Der hohe Anteil der Prädation betrifft vor allem Jungvögel im Nest nach dem Besendern und vor dem Ausfliegen. Betrachtet man nur Vögel nach dem Ausfliegen, sinkt der Anteil der Prädation entsprechend auf 25%.
Eine Aufschlüsselung der Todesursachen nach Ländern zeigt deutliche Unterschiede. In Deutschland ist ein höherer Anteil von Kollisionen mit WEA (7%) auffällig, der sicher durch die relativ hohe Dichte an Windparks zu erklären ist. Daneben sticht ein besonders hoher Anteil der Prädation ins Auge (47% selbst bei ausgeflogenen Vögeln), für den ein hohe Bestandsdichte potenzieller Fressfeinde verantwortlich sein könnte.
In den Überwinterungsgebieten sind Rotmilane einem anderen Bedrohungsspektrum ausgesetzt: In Frankreich kommen besonders viele Vögel durch Vergiftung ums Leben, während in Spanien immer noch sehr viele Vögel an Stromleitungen verunglücken.
Die Anzahl der an WEA verunglückten Rotmilane ist insgesamt vermutlich noch zu gering, um weitergehende Auswertungen in statistisch abgesicherter Form zu ermöglichen. Auffällig ist bisher aber unter anderem, dass von den besenderten adulten Brutvögeln bisher keiner an einem Windrad zu Tode gekommen ist, das näher als 3 km vom Brutplatz entfernt gewesen wäre. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass Brutvögel lernen, mit nahe gelegenen WEA umzugehen und diese in ihre innere Landkarte (mind map) integrieren.
Weitere Präsentationen auf der Zwischentagung befassten sich unter anderen mit der Situation des Rotmilans in einzelnen Ländern, der Habitatmodellierung, einem Auswilderungsprojekt in Südspanien und illegaler Greifvogel-Verfolgung.“
Auf die weiteren Ergebnisse und Veröffentlichungen des Projekts Life Eurokite sind wir von der deanGruppe sehr gespannt und werden weiter darüber informieren.
www.life-eurokite.eu/de/aktuelles/news-detail/life-eurokite-midterm-konferenz.html
(Foto: Franz Josef Kovacs über Pressestelle Life Eurokite)