Alexander Jäger-Bloh plädiert für eine dezentrale Erzeugungsstruktur.
Ein Artikel im Special "Energie" der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und Neue Presse Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, dass Energie in Zukunft so günstig sein wird wie bisher.“ Für Alexander Jäger-Bloh, den Chef der Unternehmensgruppe Dezentrale Energie mit Sitz in Neustadt a. Rbge., ist die Suche nach Alternativen in der Energieversorgung daher ein Hauptanliegen.

Der Unternehmer, der 1991 in Sichtweite seines heutigen Firmensitzes Neustadts erste Windenergieanlage aufstellte, leitet vier Unternehmen der Erneuerbare-Energien-Branche. Über 300 Windenergieanlagen hat die Unternehmensgruppe Dezentrale Energie bisher gemeinsam mit ihren Partnern in Deutschland und Frankreich ans Netz gebracht. Die erste eigene Biogasanlage ist in der Region Hannover in Planung.
Energie aus der Kraft des Windes, der Sonne, aus Biomasse, Wasserkraft und Erdwärme, die Zukunft der Energieversorgung werde ohne die erneuerbaren Energien nicht funktionieren, meint Jäger-Bloh. Energie aus Kohle, das sei umweltpolitisch der falsche Weg – und nukleare Energieträger stehen für ihn ebenfalls nicht zur Debatte. Öl und Gas wiederum gehören zu den Ressourcen, „über die wir nicht frei verfügen können, die wir entweder für teures Geld kaufen müssen oder bei denen uns irgendjemand den Hahn zudrehen kann“. Auch deshalb brauchten die Deutschen künftig einen breit gefächerten Energie-Mix unter Führung dezentraler und erneuerbarer Technologien. „Fossile Energieträger werden zwar auf absehbare Zeit nicht entbehrlich sein, müssen aber auch nicht mehr im Vordergrund stehen.“
Eines der größten Energiepotenziale jedoch, auf das wir leichten Zugriff haben, so Jäger-Bloh, besteht darin, erst einmal Energie zu sparen. „Da liegt ein riesiges Einsparpotenzial, das jedem Verbraucher offen steht. Leider werden wir damit erst ernsthaft beginnen, wenn die Höhe der Energierechnung wirklich wehtut.“
Das Ausschalten von Stand-by-Geräten, die Wärmedämmung von Altbauten, energieeffiziente Systeme bei Neubauten, der Bau von Passivhäusern, das sei das eine. „Das andere ist die Frage, wie und wo unser Strom und unsere Wärme in Zukunft produziert werden sollen.“ Der Weg dahin führt nach Ansicht von Jäger-Bloh nur über die dezentrale Energieerzeugung. Energie müsse dort produziert werden, wo sie benötigt wird – also in der Nähe der Verbraucher. Das ermöglich erst hohe Wirkungsgrade.
Bei der Kraft-Wärme-Kopplung wird ein sehr hohes Maß an Primärenergie genutzt, indem sowohl Wärme als auch Elektrizität einer dezentralen Nutung zugeführt werden. Hier sieht Jäger-Bloh viele Möglichkeiten. „Wenn ein neues Wohngebiet ausgewiesen wird, kann eine Nahwärmelösung durch ein Blockheizkraftwerk integriert werden, das die Anwohner versorgt.“ Eine Solaranlage auf jedem Dach könne bereits einen erheblichen Teil des Eigenverbrauchs decken.
Unter den erneuerbaren Energiequellen hält er besonders die Windenergie für eine hocheffiziente Art Strom zu erzeugen. Der Nachteil, dass Elektrizität sich nur dann erzeugen lasse, wenn der Wind wehe und nicht immer dann, wenn sie gebraucht werde, lasse sich effizient lösen, meint der Unternehmer: „Wir müssen die Windenergie nur mit permanenten Energiequellen oder Energiespeichern kombinieren, also in gemeinsamen steuerbaren Einheiten zusammenfassen“. So könnten Windenergieanlagen mit Blockheizkraftwerken, mit Biogasanlagen oder mit Gasturbinen kombiniert werden.
„Die Gasturbine müsste auch nicht draußen im Windpark stehen, sondern dort im Dorf, wo ich auch die Wärme nutzen kann“, sagt Jäger-Bloh. Diese Hybridanlagen seien keine Zukunftsmusik. „Technisch ist das alles bereits machbar.“ Im Moment fehlen jedoch die gesetzlichen Voraussetzungen, im Außenbereich diese Anlagen zur Ergänzung der Windparks bauen und betreiben zu dürfen.
„Wenn es zudem noch gelingt, effektive Speicherkraftwerke zu entwickeln, könnten wir uns mehr und mehr von Energieimporten unabhängig machen“, sagt der Unternehmer. Viele Bausteine und intelligente Lösungen – das sei der richtige Weg. „Für die großen Stromerzeuger und Netzbetreiber ist das nicht unbedingt eine Wunschvorstellung, aber wenn sie ihr darin liegendes Marktpotenzial erkennen, werden sie dabei sein“, sagt Jäger-Bloh.